(Selbst-)Porträts im Stadtmuseum Hofheim

Niemand verließ Ludwig Meidners Atelier, ohne von ihm porträtiert worden zu sein, so erzählen es Zeitzeugen. Viele Besucher dienten dem Meister und seinem Schüler, Jörg von Kitta-Kittel, als „Übungsobjekt“. Wenn die Modelle ausgingen, malten und zeichneten die beiden sich selbst oder den jeweils anderen – in allen Lebenslagen.

Ein sehr modern erscheinender Ansatz in Zeiten des täglichen Selfies vor dem Badezimmerspiegel und somit eine gute Möglichkeit, auch jüngere Besucher an die Thematik heranzuführen! In einem mehrwöchigen gemeinsamen Projekt erstellt der Kunstleistungskurs der Oberstufe der Main-Taunus-Schule Hofheim neue Porträts nach dem Vorbild der Meidner-Bilder.

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Die Schülerinnen und Schüler arbeiten unter der Anleitung von Stefanie Berger, Lehrerin des Kunstleistungskurses und Herbert Fischer, Werbefotograf und stellvertretender Vorsitzender der Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. Zunächst haben sie die Porträtsituationen nachgestellt. Im Fokus standen dabei Details wie die Kleidung der Modelle, die Pose, der Ausschnitt und das Licht. Eigens erstellte fotografische Vorlagen der inszenierten Porträts werden anschließend künstlerisch überarbeitet. Dieses Projekt findet seinen feierlichen Abschluss bei der Finissage der Ausstellung: Die Werke der jungen Künstlerinnen und Künstler werden im Stadtmuseum Hofheim vorgestellt.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema (Selbst-)Porträts beschränkt das Stadtmuseum jedoch nicht auf den Kunstleistungskurs, nicht einmal auf die Stadtgrenzen von Hofheim: Im Rahmen der Aktion „myMeidner – Vom Porträt zum Selfie“ sind alle Interessierten aufgerufen, sich ein Porträt aus der Bildergalerie des Museums auszusuchen und es – so aufwändig oder einfach wie gewünscht – nachzustellen. Das kann am Selfie-Point in der Ausstellung passieren, oder auch ganz bequem zuhause. Die Resultate können noch bis zum 30. Oktober direkt über die Website hochgeladen werden. Unter allen Teilnehmern verlost das Museum zehn Selfie-Sticks von ROLLEI.

Wer sich (noch?) scheut, selbst zum Selfie-Fotografen zu werden und sich fragt, was in den Köpfen dieser jungen Leute vorgeht, dem kann es vielleicht Julia Eckel bei ihrem Vortrag „‘Your Selfie isn’t Art!?‘ – Das Selfie zwischen Selbstportrait und Selbstbild“ erklären. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg geht am 27. Oktober der Frage nach, inwieweit das Selfie zur Kunst allgemein und speziell zum künstlerischen Selbstportrait in Beziehung zu setzen ist: Sind Selfies Kunst? Können Selfies Kunst sein? Und was sagt es uns eigentlich, wenn das Selfie gerade etablierte Kategorien und Konzepte (wie Kunst und Künstler_in, Selbst und Selbstporträt) so wunderbar zu irritieren scheint? Entlang zahlreicher (Bild-)Beispiele entwirft der Vortrag eine kleine Kunst- und Mediengeschichte des Selfies und beleuchtet die besondere Faszination und Relevanz dieses so zeitgenössischen Selbstbildnisses.

Eine Gelegenheit zur besonders atmosphärische Begegnung bietet „En Face mit Ludwig Meidner – Führung & Cocktail zur blauen Stunde für junge Kunstinteressierte“ am 28. Oktober und 11. November 2016.

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