Ludwig Meidner kommt nach Hofheim

Diesen Sonntag um 16 Uhr eröffnet das Stadtmuseum Hofheim am Taunus seine Ausstellung „Jugend und Alter. Ludwig Meidners Porträts aus den 1950er und 1960er Jahren“.  Der jüdische Künstler hatte einen besonderen Bezug zu der Stadt:
„Hier ist es schön, Marxheim gefällt mir. Seit einem Monat wohne ich nicht mehr in Frankfurt, sondern bin auf`s Land gezogen, nach Marxheim, einem kleinen Dorf bei Hofheim, wo ich mir eine geräumige Klempnerwerkstatt in ein Studio umgewandelt habe, ein so schönes, helles, wie ich es nie besessen habe. Hier wohne ich inmitten lieblicher Natur, und ich will das nützen…“
(Ludwig Meidner, Juni 1955)

Ludwig Meidner (1884–1966) zählt zu den herausragenden deutschen Künstlern der Moderne. Werk und Biografie stehen exemplarisch für die gesellschaftlichen Brüche, mit denen Kunstschaffende im Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konfrontiert waren. 1939 emigrierte der Maler und Dichter aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung nach London, wo er 14 entbehrungsreiche Jahre im Exil verbrachte.
Meidner gehört zu den wenigen jüdischen Emigranten, die in ihre deutsche Heimat zurückkehrten. Durch Vermittlung von Hanna Bekker vom Rath bezog er im Mai 1955 eine Atelierwohnung im damals noch sehr dörflichen Hofheim-Marxheim.
Acht Jahre hat er in Marxheim gelebt. Aus vielen Äußerungen geht hervor, dass er diese Zeit als die glücklichste nach seiner Rückkehr aus dem englischen Exil empfand.
Während Meidner in London aus materiellen Gründen kaum malte, wandte er sich nun wieder verstärkt diesem Metier zu. Insbesondere als Porträtist gelangen ihm außergewöhnlich intensive Bilder, die in ihrer psychologischen Dichte und leuchtenden Farbigkeit ausgesprochen modern wirken.
Ludwig Meidner: Junge Frau im roten Kleid
Junge Frau im roten Kleid, 1964 Öl auf Malkarton 80,5 x 59,7 cm Bez. oben rechts: LM 64 Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum Frankfurt, Inv. Nr. JMF1994-0007 I/229
Zunächst entstanden viele Darstellungen von älteren Personen. In der Marxheimer Zeit fällt auf, dass Porträts von jungen Menschen überwiegen. Zahlreiche Besucher gingen in der Bahnstraße 15 ein und aus. Meidner entfachte in der Dorfgemeinschaft reges Interesse am vom Bohemien geprägten Künstlerdasein.

Die Ausstellung

Die Gemälde stammen überwiegend aus den Beständen des Ludwig Meidner-Archivs im Jüdischen Museum Frankfurt sowie weitere Werke aus dem Bestand des Stadtmuseums Hofheim. Präsentiert wird auch die herausragende Fotoserie von Stefan Moses, der im Sommer 1956 in eindrücklichen Schwarzweiß-Aufnahmen den Menschen Ludwig Meidner sowie das Marxheimer Wohn- und Arbeitsumfeld festhielt.
Vom 28. August bis zum 13. November 2016 kann die Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim besucht werden.
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An der geöffneten Ateliertür Totografie: Stefan Moses, 1956

Die Ausstellungseröffnung

Wir laden Sie und Ihre Freunde herzlich ein. Es begrüßt Gisela Stang, die Bürgermeisterin der Stadt Hofheim am Taunus. Danach erwarten Sie Grußworte von Dr. Helmut Müller (Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain gGmbH),Sabine Petersen-Spindler (Vorsitzende Förderkreis Stadtmuseum Hofheim e.V.), Dr. Mirjam Wenzel (Direktorin Jüdisches Museum Frankfurt) und Cornelia von Plottnitz (Vorsitzende Ludwig Meidner Gesellschaft e.V.).
Erik Riedel M.A. (Ludwig Meidner Archiv, Jüdisches Museum Frankfurt) und Dr. Eva Scheid (Leiterin Stadtmuseum Hofheim Taunus) führen in die Ausstellung ein. Für die musikalische Begleitung sorgt das Melzer / Butzlaff / Lang-Eurisch – Trio.

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