Am 14. Mai 1966 verstarb Ludwig Meidner in Darmstadt. Zu seinem 50. Todestag bietet das Museum Giersch der Goethe-Universität am Samstag um 15 Uhr eine Themenführung über den Künstler und sein Judentum an.
Bis dahin überlassen wir das Wort der Malerin Else Meidner, die folgenden Nachruf auf ihren Gatten verfasste:
Abschied vom Meister
Ewiges Lebewohl dem ekstatischen Maler, Zeichner, Radierer und Verfasser hymnischer Prosa. Einem der Führer der expressionistischen Richtung in Deutschland in der Nachkriegsperiode des ersten Weltkrieges. Nach seinem Wahlspruch: „Kein Tag ohne Linie“, zeichnete er bis zu seinem 82. Lebensjahr. Des Malers Kampf auf der Leinwand ist der Kampf eines Giganten mit Dämonen. Das macht ihn nicht zum harmonischen und durchschnittlichen Gefährten des alltäglichen Lebens. Und die Ekstase ist wie der Ausbruch eines feuerspeienden Berges. Mit der Zeit erlischt der Krater. So wurde Ludwig Meidner in späteren Jahren zu einem realistischen Maler. Sein Können, seine Sicherheit, sein psychologischer Scharfblick machten ihn zu einem meisterhaften Porträtisten. Seine expressionistischen Zeichnungen haben ein so hohes Niveau, dass man sie unter die bedeutendsten klassischen Meisterzeichnungen einrangieren kann. Wie diese, sind die seinigen außerordentlich, glänzend und genial. Es ist unvorstellbar, dass seine Hand nicht mehr die „Donnerwetterpalette“, wie er sie nannte, hält und die tollsten Farben auf die Leinwand wirft, und der Stift nicht mehr feurig und beschwingt auf dem Zeichenblatt sich eingräbt. Ewiges Lebewohl und Dank dem Lehrer vieler Schüler und dem Vorbild vieler Kollegen. Die Adler, die Boten des Vaters holten ihn dorthin, wo Götter, Helden und Genien thronen.